Bereits zwei Tage lang Wetterchaos. Mittwoch geht’s los nach Italien. One-Way München Eraclea Mare. Mit dem Renner und Gepäck. Soll ich die Regenfront mit dem Zug umfahren und von Kufstein aus los?  Moment – das erste und wohl einzige Mal im Leben mit dem Rad von zu Hause ans Meer –   und dann die Strecke verkürzen? Mit dem Zug starten? Niemals. Dann ist es so weit. Es geht los. Von zu Hause aus. Über Innsbruck, Bruneck und Cortina nach Eraclea Mare. 

Ich starte bei 8 Grad, nassen Straßen und Nieselregen. Egal. Ready, Set, Go!

Schließlich geht bis Tölz alles gut. Tempo passt. Meine e-Sports Trainingskilometer auf Zwift zeigen Wirkung. Der Nieselregen bleibt. Hab mich schnell daran gewöhnt. Nur bin ich nicht so schnell wie ich dachte. Das extra für die Tour gekaufte RCC RaceCape hält mein Körperklima richtig gut. Nur die Füße sind etwas kalt. LIegt an den Latex Rain Covers. Die atmen nicht. Die Füße schwitzen und werden kalt. Wieder was gelernt. Wer trainiert schon im Regen. Also ich nicht. In Tölz dann kurz Pause. Muss mich aufwärmen. Nach Leberkäs-Semmel und Spezi geht es weiter. Kurz vor Lenggries kommt, was kommen musste. Regen. Viel Regen. Alles Tropft und spritzt. Von allen Seiten. Zum Glück hält die (Regen-)Klamotte was sie verspricht. Meine Layer funktionieren. Sie atmen zwar nicht unbedingt, doch die Nässe bleibt erstmal draußen.

Ich kämpfe mich die Isar entlang durch den Regen. Der Kopf wird leer und ich vergesse die Zeit. Lasse den Sylvenstein Speichersee rechts liegen. Tritt um Tritt mache ich Kilometer. Der Weg soll das Ziel sein? Nicht bei dem Wetter – mein Ziel ist heute Innsbruck. Trotz der Kälte treibt es mich wie einen Rouleur weiter in Richtung Österreich. Weiter. Weiter. Immer weiter.

Ohne Regen sieht es hier sicherlich ganz anders aus. Schöner. Entspannter. Auch der Weg entlang des Achensees. Ganz bestimmt. Rechts neben mir liegt der See im nassen Grau. Tiefe Wolken. Kalt. In  Maurach halte ich kurz an. Der Regen zerrt an mir. Brauch Essen, Energy und muss mal runter vom Rad. 5 Minuten nur. Dann geht’s weiter. Auf einer Nebenstraße schlängle ich mich auf meinem Rad Kurve um Kurve runter bis ins Inntal.

152.17km / 6:28:20h / 1,089hm / Tiere mit einem „Hallo!“ begrüßt: Viele Hühner, 2 Esel, 2 Schlangen (silber und schwarz), 1 Katze, viele Kühe und 4 Hunde

Jenbach. Hier an der Autobahn ist es spürbar wärmer! 13 Grad. Endlich. Wie lange hatte ich davon geträumt hier entlang zu radeln. Jahrzehnte lang im Transit mit dem Auto durch Österreich – ohne Sinn für die Strecke. Jetzt ist endlich auch der Weg das Ziel. Und wie. Ich genieße mein Abenteuer mit allen Sinnen. Mein Rad irgendwie nicht – der Regen lässt Schmutz und Staub des Bayerischen Alpenvorlandes überall kleben. In Schwaz meldet sich dann der Körper. Hungerast. Schnell ein Gel und einfach weiter kurbeln. Der vorher so akribisch geplante Weg führt wieder mal über Sand und Kuhmist. Grrr… Da muss ein anderer Weg her.

Google Maps ist nicht allwissend

Erschöpft entscheide ich mich für den Umweg über die Bundesstraße. Es geht wieder voran. Innsbruck? Jetzt schon? Ja – nur bin ich wieder falsch gefahren und im Industriegebiet gelandet. Jetzt jagt ein Missgeschick das andere. Google Maps hilft im Stop-and-Go Modus bis zum Hotel in der Altstadt. Ich bin tatsächlich angekommen. Done. Mein Cannondale sieht aus wie neu lackiert. „Brauner Sprenkel“ würde ich sagen. Matt. Nicht glänzend. Wie krieg ich das nur runter. Im Zimmer nicht – das ist zu klein. Vielleicht morgen. Jetzt widme ich mich meinem Schnitzel und dem Bier. Gute Nacht.

Kurz hinter Lenggries
Immer weiter…

Durchfahrt zum Sylvenstein Speicher
Extra Schlafplatz in Innsbruck
Radweg entlang des Achensee
Neuer Lack? Fahrer und Bike farblich abgestimmt